Solomon (HWV 67)
Eröffnungsoratorium
Macht haben reizt viele, mit Macht umgehen können wenige. Welcher Herrscher wäre für Sie ein echtes Vorbild? Eines aus dem Alten Testament ist König Salomo, der laut Bibel vor etwa 3.000 Jahren das Vereinigte Königreich Israel regierte. Er war großzügig und liebevoll, so gerecht, dass man bis heute bei einer kniffeligen Einigung vom „salomonischen Urteil“ spricht – und derart weise, dass sogar andere Mächtige wie die Königin von Saba vor ihm die Krone zogen.
Die Erzählungen zum großen King fasste Georg Friedrich Händel 1748/49 als erster Komponist zu einer musikalischen Einheit zusammen, in seinem englischsprachigen Oratorium Solomon, das in drei Akten und vier Episoden aus reichen Klangtruhen schöpft: Doppelchöre, Jubelchöre, zusätzliche Streicher und volle Bläserbesetzung – inklusive zweier Hörner!
Bei aller Pracht nimmt sich Händel, getreu seinem Protagonisten, auch Zeit für die sanften Emotionen. Ähnlich dem Hohelied Salomos (Altes Testament) vertont er in funkelnden Arien die gegenseitige Zuneigung zwischen dem König und seiner Ehefrau, Tochter des ägyptischen Pharaos.
Dramatische Kunst beweist Händel im zweiten Akt, wenn Salomo den berühmten Streit zweier Frauen um die Mutterschaft eines Säuglings schlichtet. Als der König befiehlt, das Kind mit dem Schwert zu zerteilen, offenbart sich die wahre Mutter, indem sie ihren Verzicht verkündet, um das Leben des Kindes zu retten – woraufhin der kluge Herrscher ihr Glauben schenkt. Händel brilliert mit einer bewegenden Arie und sprechenden Lobchören.
Mit diesen Chören will man davonfliegen, meditieren, gar kämpfen, wenn sie im dritten Akt ihre großartige Wucht demonstrieren. Händel weist ihnen eine in seinem Werk selten herausragende Stellung zu, mal vierstimmig homophon, dann kunstvoll polyphon bis hin zum achtstimmigen Jubelsatz. Denn Händels Salomo hat auch die Macht der Musik verstanden. Er singt: „Streicht die Saite, zu beruhigen die königliche Vorführung und zu erwecken jede Leidenschaft mit anderem Gesang.“ Weise, wer dem König die Herrschaft über ein ganzes Klangreich schenkt.
Werkeinführung
16.5., 18.00 Uhr
Lena Sutor-Wernich
Mezzosopran | Solomon
Francesca Lombardi Mazzulli
Sopran | Queen, Nicaule, First Harlot
James Way
Tenor | Zadok
Armin Kolarczyk
Bariton | Levite
Carlotta Colombo
Sopran | Second Harlot
NDR Vokalensemble
FestspielOrchester Göttingen
George Petrou
Musikalische Leitung